Familienforschung, was bedeutet es für mich?

Familienforschung beginnt für mich in der eigenen Familie, bei den Personen mit denen ich zusammenlebe, meiner Frau und meinen beiden Töchtern. Ohne diese enge Bindung wäre ich nicht angefangen. Von wem hat sie das? Sie sieht doch aus wie .... Der Kopf ist von Kruses. Nur ein paar Dinge die mir zeigen, dass wir nicht von irgendwo her sind, sondern unsere Gewohnheiten und unser Aussehen von jemandem geerbt haben. Keiner ist wie der andere und auch das Geerbte ist immer nur ein Teil, eine Mischung aus allem. Und das sich die „Gelehrten“ nicht immer einig sind sieht man an Äußerungen wie: „Der sieht aus wie mein Bruder Erich“ und „Der kommt ganz nach Rudi“. Im Grunde ist es egal „wonach man kommt“, aber solche Aussagen machen mich neugierig, neugierig nach dem woher.

Wo fange ich an?

Das Familienstammbuch der Eltern ist die Grundlage. Aber das kenne ich ja schon. Vielleicht nicht alle Taufpaten und das Taufdatum, und das Hochzeitsdatum der Eltern. Naja es gibt zwei. Doch die kenne ich auch. Immerhin kenne ich meine Eltern schon seit 50 Jahren. Nur das Hochzeitsdatum meiner Schwiegereltern kenne ich nicht. Wer hat eigentlich das Stammbuch unserer Großeltern? Es sind hier schon vier Bücher gefragt (Achterholt, Borgschulte, Kneuper, Niermann). Das eine hat die Cousine. Bereitwillig bekomme ich Kopien. Aber die Schrift. Jetzt geht es los. Sütterlin habe ich in der Schule nicht gelernt, doch es gelingt. Alle Geschwister meines Vaters, Geburtstag, Taufdatum und Paten. Leider auch schon ein Todesfall, Datum unbekannt, vermisst im 2. Weltkrieg in Dreimani, Lettland.
Aber jetzt kenne ich meine  Urgroßeltern.  Sie stehen mit im Stammbuch als Eltern meiner Großeltern, glaube ich. Weit gefehlt, der Standesbeamte hat den Namen meiner Urgroßmutter vergessen, „geborene .“ und dann ist Schluss. Naja den werde  ich auch noch finden. Das Stammbuch meiner Mutter, elf Geschwister, Gott sei Dank kommt nur einer in Frage bei dem es sein kann, Onkel Willi. Und schon wächst die Liste der Verwandten rapide an. Hier sind die Urgroßeltern komplett eingetragen. Die vielen Vornamen meiner Tanten und Onkel haben mich teilweise überrascht und amüsiert, in den meisten Fällen kenne ich nur die Rufnamen. Wie gut, dass die Eltern noch leben und mir ein wenig von früher erzählen können. Schade nur, dass die Großeltern schon gestorben sind, ich würde sie ganz schön mit meinen Fragen löchern. Und so bleibt in den Erzählungen das übrig, was meinen Eltern wichtig war in ihrem Leben. - Ein wenig schneller voran komme ich hier außerdem, weil eine meiner vielen Tanten im „Dritten Reich“  geheiratet hat und zu dieser Zeit einen beglaubigten Ariernachweis über mehrere Generationen vorweisen musste. Bei meiner Frau war das ähnlich. Eine Tante musste diesen Nachweis im Schulunterricht vorlegen und dieses Dokument existierte ebenfalls noch. Das Familienstammbuch der Großeltern meiner Frau mütterlicherseits muss wohl im 2. Weltkrieg verlorengegangen sein. Die Eintragungen im Duplikat sind leider nicht komplett.

Wie geht es weiter? Wo kann ich suchen?

Ich habe gehört, dass die Kirchenbücher in den Bistumsarchiven aufbewahrt und zur Einsicht bereitliegen. Teilweise gibt es Duplikate und diese sollen für den Bereich Westfalen im Staatsarchiv Detmold liegen. Für mich kommt nur Westfalen in Frage, bisher, und so kann ich meine Suche in den Bistumsarchiven Münster und Paderborn und im Staatsarchiv Detmold beginnen.
Mein erster Weg führt nach Detmold. Da ich mit meinem eigenen Namen „Borgschulte“ anfangen will, habe ich alle bisher gesammelten Personen und Daten zusammengetragen und versuche in Detmold mit Unterstützung meines Vaters und meiner beiden Töchter den Vorfahren Namen zu geben. Ein weiterer Umstand treibt mich ebenfalls nach Detmold. Durch meine Internet-Aktivitäten, eigene E-mailadresse in AOL, sind in Amerika Personen mit dem Namen Borgschulte auf mich aufmerksam geworden und fragen nun nach, ob wir nicht miteinander verwandt sind. Nun sie stammen aus der Nähe von Düsseldorf, aber dort gibt es keine Verwandten, soweit mir das bekannt ist. Später wird sich herausstellen, das alles was im Umkreis von 150 km liegt, bei den Amerikanern in der Nähe von Düsseldorf ist.
Die erste Ernüchterung kommt dann in Detmold als sich herausstellt, dass im Archiv nur Kirchenbücher 1875 und früher lagern. Mein Großvater wurde jedoch 1887 geboren. Dank der Unterstützung eines Mitarbeiters im Archiv habe ich dann das Standesamtbuch des Geburtsortes meines Großvaters einsehen dürfen. Seit 1875 werden diese Bücher von allen Standesämtern geführt. Gegen eine Gebühr kann man über die Standesämter dann entsprechende Informationen erhalten. Aber wie erfahre ich die Namen der Eltern meiner Urgroßeltern, wohl nur über die im Standesamtbuch eingetragene Hochzeit der Urgroßeltern, welche um 1885 gewesen sein könnte. Auch hier versprach man mir zu helfen und in den entsprechenden Unterlagen nachzusehen. Das Ergebnis sollte ich mehrere Wochen später bekommen. Aber was jetzt, kaum in Detmold und schon am Ende, die Zeit wollten wir noch nutzen. Da waren ja noch die Amerikaner. Also ließen wir uns die Kirchenbücher des Ortes heraussuchen, aus dem die Amerikaner ausgewandert waren. Mit viel Eifer und am Ende einem steifen Nacken schrieben wir alle "Borgschultes" aus den einzelnen Büchern heraus, die wir finden konnten. Später sollte sich herausstellen, dass auch die Vorfahren der Amerikaner unsere Vorfahren waren und damit die ganze Arbeit für uns nicht umsonst war.
Mit den Informationen über die Hochzeit meiner Urgroßeltern wollte ich dann im Bistumsarchiv Münster weitersuchen. Leider werden nicht alle Kirchenbücher der Pfarren im Bistumsarchiv archiviert. Es gibt immer noch Gemeinden, die ihre Kirchenbücher seit Beginn in der Pfarre aufbewahren. So fahre ich nach Liesborn und Diestedde. In beiden Pfarren kann ich die notwendigen Informationen aus den Kirchenbüchern abschreiben. Es fehlt noch die Verbindung zu den Amerikanern und damit nach
Ostinghausen, dem Geburtsort der amerikanischen "Borgschultes". Da die Originale aus dieser Pfarre nicht in Münster, sondern im Bistumsarchiv Paderborn lagern, stelle ich eine schriftliche Anfrage und gegen eine Verwaltungsgebühr bekomme ich die wichtige fehlende Geburtsurkunde zugeschickt. Es stellt sich so heraus, dass unsere Vorfahrin ledig war, 2 Töchter und einen Sohn geboren hatte und als einzige Tochter zusammen mit 5 Brüdern auf dem Hof der Eltern lebte.

Etwas neues taucht unvermittelt auf.

Die Borgschultes tragen einen Zusatz im Namen „genannt Plate“. Was hat es mit dieser Bezeichnung auf sich. Die Lösung dieses Rätsels dauert ein wenig. Die Erklärung gibt eine Hochzeit im Jahre 1785. Franz Borgschulte aus Merklinghausen heiratet Francisca Plate aus Ostinghausen und zieht auf ihren Hof. Zwei Jahre später stirbt Francisca und der Hof bleibt jetzt in Borgschulte Hand. Kurz nach Franciscas Tod heiratet Franz Rosina Saurmann. Sie haben gemeinsam acht Kinder. Zwei Mädchen sterben früh. Der älteste Sohn Christoph übernimmt den Platenhof. Wie geht es weiter mit diesem Hof. Ich nehme im Staatsarchiv Münster Akteneinsicht. Hier finde ich in verschiedenen Grundakten alle Informationen bis zu dem Punkt, an dem der Hof versteigert werden musste, weil der 18-jährige Sohn des Christoph Borgschulte den Hof überschuldet hatte.
Da Franz Borgschulte in Merklinghausen geboren wurde, geht die Suche in den Kirchenbüchern der zuständigen Pfarre Horn weiter. Im Bistumsarchiv Paderborn bekomme ich wieder Einsicht in die Kirchenbücher. Ich finde auch die Geburt des Franz Borgschulte als Sohn des Caspar Borgschulte und der Margarethe Merschhoff genannt Schüer. Dennoch ist mein Besuch im Bistumsarchiv eine Enttäuschung. Denn so sehr ich auch suche, die Geburt des Caspar Borgschulte finde ich nicht. Es sind wohl andere Borgschultes im Kirchenbuch vorhanden, aber nicht mein Urahn Caspar.

Der Zufall hilft mir weiter.

Nachdem ich gehört habe, dass man im Archivamt Münster Einsicht in Unterlagen der Adelsarchive nehmen kann, bestelle ich mir einige Akten aus Hovestadt. Ich bin hier nicht alleine und lerne einen jungen Mann kennen der sich ebenfalls mit Dokumenten des Archivs Hovestadt beschäftigt. Über einen Status familiarum von Horn den dieser junge Mann als Kopie vorliegen hat, finden wir heraus, das der besagte Caspar Borgschulte eigentlich Caspar Schulte heißt und aus der Bauerschaft Bettinghausen stammt. Nur das Geburtsdatum weißt auf einen Johan Caspar Schulte hin, der in der Bauerschaft Schoneberg geboren ist. Heute, am 25. März 2007 weiß ich, dass der Johan Caspar Schulte aus Schoneberg ausscheidet, da er bereits mit 12 Jahren 1736 gestorben ist. Diese Information ist leider nicht im Kirchenbuch von Ostinghausen vermerkt. Nun ist mir klar, warum ich keinen Borgschulte mehr gefunden habe. Aber auch hier stellte sich mir die Frage: Warum der Schulte plötzlich Borgschulte hieß? Die Lösung ist recht einfach. Caspar heiratete die Clara Borgschulte aus Merklinghausen, nahm ihren Namen an und zog zu ihr auf den Hof. Clara bereits 45 Jahre alt starb 1762. Nachwuchs bekamen die beiden nicht mehr. So heiratete der Caspar die Anna Margaretha Schüer vom Nachbarhof. Sie hatten zusammen fünf Kinder bis Caspar 1780 im Alter von 60 Jahren starb. Margaretha Schüer heiratete erneut, den Godefried Neuhaus, starb dann selbst und der Godefried Neuhaus wiederum heiratete die Margaretha Schulte aus Bettinghausen, gerade mal 16 Jahre. Nach dem Tod des Godefried Neuhaus heiratete die Margaretha Schulte den Godefried Langenohl aus Attendorn. So blieb der Borgschultenhof (Burgschultenhof Nr. 22) in dieser Zeit von 1743 bis 1846 in einer Generation. Erst anschließend bekam der älteste Sohn des Godefried Langenohl den Hof. Die Kinder aus der ersten Ehe der Clara Borgschulte mit dem Caspar Reckers hatten hier keine Chance. Sie dürften zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gelebt haben.

Bin ich ein Borgschulte?

Durch diese Konstallation der Heiraten hat sich für mich ergeben, dass ich kein Borgschulteblut in mir habe, sondern „nur“ ein Schulte bin. Wer waren die Eltern des Caspar Schulte. Ein Blick in die Kirchenbücher aus Ostinghausen, Bettinghausen gehört zur Pfarre Ostinghausen, gestaltet sich schwierig, da die Geburt eines Johan Caspar Schulte um 1720 nicht zu finden ist. Dennoch gibt es Anhaltspunkte, den richtigen Johan Caspar Schulte gefunden zu haben. So finde ich unter dem 21.1.1720 die Taufe eines Johan Schulte aus Bettinghausen. Als Taufpate ist u.a. ein Teman verzeichnet. Dieser scheint keinen Vornamen zu besitzen, oder aber, was wahrscheinlicher ist, der Pastor hat die Taufe später aufgeschrieben und nicht mehr alle Informationen im Kopf gehabt. Da dieses Kirchenbuch viele Lücken aufweist, und teilweise äußerst ungenaue Beschreibungen liefert, bleibt mir nicht anderes übrig, als zusätzliche Daten für die Auswertung heranzuziehen. Weil zu dieser Zeit nur ein Teman als Taufpate im entsprechenden Alter auftaucht, und dieser auch noch Caspar heißt, gehe ich davon aus, dass es sich hier um den von mir gesuchten Johan Caspar Schulte handelt. Eine zusätzliche hilfreiche Information findet sich auf den Seiten der Firmungen im Kirchenbuch. Hier sind die Kinder 1718 und 1736 altersmäßig aufsteigend eingetragen. Da der Johan Schulte der erste seiner Familie 1736 ist, und bei den Firmungen dort ein Johan Caspar steht, sollte dieses ein zusätzlicher Beweis für die Richtigkeit meiner Vermutung sein. Weitere Informationen erhoffe ich mir aus den Archivdaten des Adelsarchivs Hovestadt. Da ich hier bereits gefunden habe, das der Johan Caspar Schulte aus Schoneberg 1736 gestorben ist, und der Borgschultenhof aus Merklinghausen hier eigenhörig war, hoffe ich, hier auch den endgültigen Beweis für meine Vermutung zu finden.

Wie geht es weiter?

Zur Zeit (2002) ist eine Pause angesagt. Meine bisherigen Ergebnisse habe ich auf meinen Stammbaumseiten abgelegt. Das die Ergebnisse alle hundertprozentig richtig sind, möchte ich nicht beschwören. Durch die Verdopplung der Vorfahren von Generation zu Generation, und dadurch, dass ich bisher nur die direkte Borgschultelinie verfolgt habe, wird es sicher noch viele Jahre dauern bis ich ein zufriendenstellendes Ergebnis erreicht habe.

Eine Familie kommt plötzlich hinzu.

Ich begebe mich nach längerer Pause einmal wieder in das Bistumsarchiv Münster. Hier forsche ich nach den Vorfahren meiner Großmutter väterlicherseits. Die Familie heißt Fienert. Vorher hatte ich in den Kirchenbüchern der Gemeinden St. Antonius (ab 1904) und St. Lamberti (vor 1904) die Geburten meiner Großmutter und ihrer Geschwister gefunden. Auch die Hochzeit der Urgroßeltern war aufgeführt. Woher aber stammt mein Urgroßvater. Im Bistumsarchiv finde ich dann heraus, dass nur mein Urgroßvater den Namen Fienert hatte und seine Geschwister auf den Namen Fiener getauft wurden. Als Vater wird Peter Heinrich Fiener aus Peckeloh(Versmold) genannt, die Mutter, Anna Catharina Diekmann, kommt aus Lippramsdorf. Wieder zuhause suche ich auf den Internetseiten der Mormonen nach der Familie Fiener aus Peckeloh. Zu meiner Überraschung finde ich einen nahezu kompletten Stammbaum der Familie Fiener(t). Jetzt gilt es diesen auf Richtigkeit zu überprüfen. Wo die Kirchenbücher hierzu gelagert sind, weiß ich noch nicht. Aber ich bin unverhofft ein ganzes Stück mit meiner Forschung weitergekommen. Glück gehabt.

Was folgt?

Zur Zeit versuche ich, die Daten des Kirchenbuchs von Ostinghausen (1698-1779) familienmäßig zu beschreiben. Durch die vielen ungenauen Angaben ("Dem Meier ein Söhnlein gestorben!!") und die vielen fehlenden Hochzeiten, unterschiedlichen Schreibweisen der Namen, Angabe von Hofesnamen bei Geburten statt des Familiennamens, gestaltet sich diese Aufgabe als äußerst schwierig. Um einen Teil dieser Familien genau zusammenzutragen, habe ich Daten, die die eigenhörigen Familien in Schoneberg betreffen, aus den Archivdaten des Adelsarchivs Hovestadt abfotografiert und werden diese analysieren und in meine Ergebnisse einpflegen. Dieses wird wohl einen großen Teil des Jahres 2007 in Anspruch nehmen. Für Ostinghausen und Bettinghausen fehlen mir hier noch die entsprechenden Daten. Wo es hierzu Informationen gibt, weiß ich nocht nicht.